Es brach schon manch ein starkes Herz,
Da man sein Leben ihm entriß,
Und manches duldend wandte sich
Und ward voll Haß und Finsternis,
Und manches, das sich blutend schloß,
Schrie laut nach Lust in seiner Not
Und warf sich in den Staub der Welt:
Der schöne Gott in ihm war tot.
Dann weint ihr wohl und klagt euch an;
Doch keiner Thräne heißer Reu'
Macht eine welke Rose blühn,
Erweckt ein totes Herz aufs neu! –
Emanuel Geibel, (1815 – 1884), deutscher Lyriker und Dramatiker
Bin ich bei dir, Zank und Not!
Und ich will mich fort begeben!
Doch das Leben ist kein Leben
Fern von dir, es ist der Tod.
Grübelnd lieg ich in der Nacht,
Zwischen Tod und Hölle wählend –
Ach! ich glaube, dieses Elend
Hat mich schon verrückt gemacht.
Heinrich Heine, (1797 – 1856), eigentlich Harry Heine, deutscher Dichter, Erzähler und Romancier
Weil ich dich liebe, muß ich fliehend
Dein Antlitz meiden – zürne nicht.
Wie paßt dein Antlitz, schön und blühend,
Zu meinem traurigen Gesicht!
Weil ich dich liebe wird so bläßlich,
So elend mager mein Gesicht –
Du fändest mich am Ende häßlich –
Ich will dich meiden – zürne nicht.
Heinrich Heine, (1797 – 1856), eigentlich Harry Heine, deutscher Dichter, Erzähler und Romancier
Nicht alle Schmerzen sind heilbar
Nicht alle Schmerzen sind heilbar, denn manche schleichen
Sich tiefer und tiefer ins Herz hinein,
Und während Tage und Jahre verstreichen,
Werden sie Stein.
Du sprichst und lachst, wie wenn nichts wäre,
Sie scheinen zerronnen wie Schaum.
Doch du spürst ihre lastende Schwere
Bis in den Traum.
Der Frühling kommt wieder mit Wärme und Helle,
Die Welt wird ein Blütenmeer.
Aber in meinem Herzen ist eine Stelle,
Da blüht nichts mehr.
Ricarda Huch